Von rechtschaffenen Offizieren und herzhaften Speisen

Category: Events 2021 Published: Monday, 27 September 2021 Written by Super User
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Es ist schon langjährige Tradition, dass das Team der Betreuung & Öffentlichkeitsarbeit der Auslandseinsatzbasis einen Partner- und Künstlerwandertag organisiert, um den Angehörigen der Partnerverbände die Möglichkeit zu geben, eine aktive Partnerschaft zu leben und den Kontakt mit den „Künstlerinnen und Künstlern im Einsatz für den Frieden“ zu intensivieren. Im Vorjahr der Covid-Lage zum Opfer gefallen, konnte in diesem Jahr wieder gemeinsam „gewandert“ werden. Die äußerst strapaziöse Marschroute führte dabei zu einer echten Institution des Österreichischen Bundesheeres, an die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt.

 

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Rund 50 Teilnehmer konnten von Obstlt Gekle vor der Burg begrüßt werden, ehe der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Akadamie, Obst Hannes Kerschbaumer, das Kommando übernahm und die in einem Sternmarsch aus Zeltweg, Wien, Graz, Götzendorf und Eisenstadt angereisten Teilnehmer zu einer dringend benötigten Erfrischung in den Clubraum führte. Dort erfolgte dann auch die offizielle Begrüßung durch den Leiter der Stabsarbeit, Obst Thomas Holzbauer. Zwei hochmotivierte Führer scharrten bereits in den Startlöchern, um den wissbegierigen Besuchern die Geschichte ihrer Burg in heiter-humorvoller Art näher zu bringen.

 

Von der Burg zur Akademie
Gegründet wurde die Militärakademie unter Maria Theresia am 14. Dezember 1751 mit dem Auftrag „Mach’ er mir tüchtige Offiziere und rechtschaffene Männer darauß“ an den ersten Kommandanten Feldmarschall Leopold Joseph von Daun. Sie ist somit die älteste aktive, durchgängig der Offiziersausbildung gewidmete Militärakademie der Welt. Mit ihrer über 800 Jahre langen Geschichte zeugt die Burg von Wiener Neustadt auch von vielen historischen Ereignissen aus der Geschichte Österreichs.
Errichtet als Festung, stieg sie zur Kaiserresidenz auf. Sie ist die Geburtsstätte von Kaiser Maximilian I. und birgt auch dessen Grab. In der Zeit der Regentschaft Herzog Friedrich II., der Streitbare, (1230 - 1246) wurde an der Südost-Ecke der Stadt eine Zitadelle mit vier Türmen errichtet. Die erste urkundliche Erwähnung dieser Befestigungsanlage erfolgt im Jahr 1260 als 490 Jahre vor ihrer Bestimmung als Militärakademie.

 

Erdbeben & Blütezeit
Die Erdbeben in den Jahren 1348 und 1356 zerstören die Babenberger-Burg. Leopold III. von Habsburg lässt eine neue Burg errichten. Der noch erhaltene Schlussstein im ehemaligen Kapellengewölbe im Oststrakt zeigt die Jahreszahl 1379. Ihre Blütezeit erleben die Stadt Wiener Neustadt und die Burg im 15. Jahrhundert, als sie Kaiser Friedrich III. viele Jahrzehnte hindurch als Residenz diente. In dieser Zeit entstanden auch die heutige St.-Georgs-Kathedrale und die Wappenwand.
Die Burg sah im Wesentlichen schon damals aus wie heute, hatte allerdings vier Ecktürme. 1529 entstanden an der Burg durch die Türkenbelagerung schwere Schäden. 1608 und 1616 verwüsteten Brände die Burg. Am 14. Dezember 1751 wurde die Burg schließlich ihrer heutigen Bestimmung zugeführt. Kaiserin Maria Theresia bestimmte die Burg als Ort für das von ihr gegründete "adelige Kadettenhaus".

 

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 kam es in Wiener Neustadt zu einer Konzentration kriegswichtiger Industrie. Dies führte dazu, dass Wiener Neustadt im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig durch Bomben zerstört wurde. Beim Wiederaufbau in den Jahren 1946 bis 1959 wurde die historische Form wiederhergestellt. Im Dezember 1958 konnte die Militärakademie den Ausbildungsbetrieb in der Burg wiederaufnehmen.

 

14 Wappen und eine Frau
Im Burghof blickten die Besucher gebannt auf die Wappenwand, die Friedrich III. in Sandstein hauen ließ. Insgesamt 102 Wappen! Mit diesen wollte Friedrich III. seine Abstammung von historischen bzw. biblischen Personen belegen. Neben 14 "echten" Wappen finden sich deshalb dort auch 88 Fantasiewappen von erfundenen Vorfahren. Heute würde dies wohl als Fake News bezeichnet werden.
Mit Staunen wurde auch die Geschichte von Francesca Scanagatta zur Kenntnis genommen, die als Mann verkleidet ab 1794 die Offiziersausbildung durchlief. Da ihr Bruder Giacomo keinen Bock auf ein Soldatenleben hatte, tauschten die Geschwister einfach die Rollen. Francesca Scanagattas wohnte außerhalb der Akademie weshalb ihr Geheimnis unentdeckt blieb. Nach ihrer Beförderung zum Leutnant beendete sie ihre militärische Karriere. Als Kaiser Franz II. schließlich davon erfuhr, gewährte er der „Frau Leutnant“ sogar eine Pension.

 

Zwischen Himmel und Erde
Ein weiteres Highlight der Führung war der Besuch der St. Georgs-Kathedrale. In ihr befinden sich sowohl das Taufbecken als auch das Grab von Maximilian I. Da er zwischen Himmel und Erde bestattet werden wollte, baute man die Kathedrale im ersten Stock der Burg. Und so fuhren seinerzeit unter ihr die Fuhrwerke ein und aus während oberhalb Messen gelesen wurden. Und das, obwohl man dem Kaiser weder besondere Frömmigkeit noch übermäßige Demut unterstellen konnte.
Wie er geliebt, gefeiert und gekämpft hat, erzählt den Besuchern eine digitale Bildergalerie, die tief in die Gewölbe der Burg hineinführt. Sie begleitet Maximilian auf seinem Weg vom letzten Ritter zum ersten Kanonier und verweist augenzwinkernd auf seine Rolle als Social-Media Star des Spätmittelalters.

 

Offiziersausbildung der Gegenwart
Was Frauen und Männer erwartet, die sich heutzutage der Offiziersausbildung unterziehen, bildete einen weiteren Höhepunkt der Burgführung. Auf einer Großbildleinwand entrollen sich die Höhepunkte der wohl vielseitigsten Berufsausbildung, die Österreich zu bieten hat. Fallschirmspringen und Führungstraining, Kampf und Kameradschaft, Taktik und Teamgeist. Großes Kino, hochprofessionell gefilmt und in Szene gesetzt. Und, ja, wir geben es gerne zu: Werbung für einen der schönsten Berufe, die es gibt.
Sichtlich beeindruckt verabschiedeten sich die Gäste von dieser Offiziersschmiede, die auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurückblicken kann und die mit Recht als echte Institution des Österreichischen Bundesheeres bezeichnet wird.

 

Heurigenspeis‘ und Instrumentenklang
Um die Strapazen der Wanderung einigermaßen zu lindern, wurde im Genussbauernhof Böhm in Katzelsdorf Rast gemacht. Dort warteten schon das gut gekühlte Hausbier, der obligatorische weiße Spritzer und monströse Heurigenplatten auf die müde Gesellschaft. Nach der Stärkung gab es für die Musiker kein Halt mehr und es wurde zu den Instrumenten gegriffen. Bernd Kurek, die Gruppe Grodaus mit Thomas Techt und Manfred Gollenz ließen ihre Gitarren erklingen, das Legenden Trio mit Alpski Kvintet Chef Janez Per begeisterte mit einem wunderbaren Zusammenspiel von Harmonika, Gitarre und Bassbaritonhorn. Zu späterer Stunde griff auch noch unser Ex-UNIQA Betreuer Mag. Andreas Engelmeier zur Gitarre, um gemeinsam mit Bernd Kurek internationale Hits zum Besten zu geben. Für den krönenden Abschluss eines wunderbaren Partner- und Künstlerwandertags sorgte schließlich die heimliche Hymne Österreichs. Gemeinsam wurde „I am from Austria“ angestimmt, das Ergebnis war überwältigend und konnte sicher von halb Katzelsdorf wahrgenommen werden.
Glücklich und zufrieden wurde nach einem äußerst herzlichen Abschied die Heimfahrt angetreten, in der Gewissheit im nächsten Jahr wieder aufeinander zu treffen. Doch dann werden es andere Töne und Klänge sein, die lautstark durch die Lüfte hallen, steht doch der Besuch der AirPower22 am Programm!

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Fotos: Vzlt Werner Wukoschitz/ÖBH

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