Österreich und Afrika

Category: Events 2021 Published: Thursday, 22 July 2021 Written by Super User
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Das Ziel der European Union Training Misson Mali (EUTM) ist es, die malischen Streitkräfte (Forces Armées et de Sécurité du Mali - FAMa) und die Sicherheitskräfte so vorzubereiten, dass sie durch die militärische Beratung und mit der absolvierten Grundausbildung gegen islamistische Milizen in der eigenen Region vorgehen können. Weiters sollen neben der Wiederherstellung der staatlichen Kontrolle vor allem die Bereiche Gender und humanitäres Völkerrecht gestärkt werden. Zu betonen ist, dass die EUTM Mali selbst nicht in die Kampfhandlungen im Norden des Landes einbezogen ist.
Bisher konnten von Kampftruppen bis hin zu Kompaniekommandanten und Ausbildnern zirka 15.000 malische Sicherheitskräfte im Koulikorou Training Centre (KTC) ausgebildet werden. Trainiert wird auch an anderen mobilen Standorten wo neben Trainings auch Sonderausbildungen wie etwa zum Fliegerleitoffizier oder zum Scharfschützen durchgeführt werden. Momentan wird ein neues Ausbildungscamp im Norden Malis durch die Deutsche Bundeswehr gebaut.

 

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Organisation
Neben Deutschland, Spanien und dem Vereinigten Königreich sind noch 25 weitere Nationen an der Trainingsmission beteiligt. Mission Force Commander ist der deutsche Brigadegeneral Helmut Jochen Deuer – von Juni bis Dezember 2019 war es Brigadier Christian Habersatter, der Kommandant der 3. Jägerbrigade. Das Hauptquartier befindet sich in Bamako.
Neben EUTM Mali sind noch weitere Missionen in dem Staat eingesetzt: die UN-Friedensmission MINUSMA (größte Mission in Afrika), MISAHEL der Afrikanischen Union, die zivile EU-Mission EUCAP Sahel Mali sowie die französische Opération Barkhane.
Seit 2016 ist Österreich neben 55 anderen Staaten auch an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmisson der Vereinten Nationen (MINUSMA) beteiligt und wirkt dort zur Durchsetzung folgender Aufgaben mit: Schaffung eines sicheren Umfeldes für die Leistung von humanitärer Hilfe, Stabilisierung wichtiger Bevölkerungszentren, Unterstützung der Wiederherstellung der staatlichen Autorität.

 

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Einsatzvorbereitung
Die sechseinhalbwöchige Einsatzvorbereitung für das Mali-Kontingent wird derzeit in Götzendorf von der Lehrabteilung der Auslandseinsatzbasis durchgeführt. „Wir arbeiten bei der Ausbildung dieses Kontingents eng mit anderen Truppenkörpern zusammen. Etwa mit dem Jägerbataillon 33 in Zwölfaxing, wo eine zweiwöchige Ausbildung an der Waffenstation des Husars durchgeführt wird“, erklärt Mjr Lukas Huber, Ausbildungsleiter. Dabei lernen die neun Rotanten auch, wie das Fahrzeug bedient wird, da es zum Schutz des gesamten Teams gehört.
Weitere wichtige Bausteine der sehr vielfältigen Ausbildung sind die Sprachausbildung, die erweiterte Selbst- und Kameradenhilfe, das Verhalten bei Geiselnahme, das Erkennen von Minenbedrohungen und ein spezielles Szenarientraining. Schaut man sich diese Elemente näher an, dann ist sofort die von Mjr Huber angesprochene enge Kooperation mit anderen Dienststellen erkennbar.
Das Sprachinstitut ist für die Grundkenntnisse der französischen Sprache sowie den „Dialekt“ Bambara, die in Mali Standard ist, verantwortlich. Viele malische Soldaten sprechen nur Bambara, daher wird bereits während der Einsatzvorbereitung mit Dolmetschern trainiert, welche sich als sogenannte „Local Employee“ im Einsatzraum direkt im Team befinden. Bei der interkulturellen Einweisung wird durch einsatzerfahrenes Personal von PSYOPS auf kulturelle Gepflogenheiten eingegangen, bei einer einsatzraumspezifischen Einweisung wird vom Heeresnachrichtenamt und vom Abwehramt ein Überblick über die Risiken und die Sicherheitslage gegeben. Radikale sowie terroristische Gruppierungen, die Minenlage und das organisiertes Verbrechen im Einsatzraum stehen dabei im Fokus der Unterrichte.

 

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Weiters gibt es neben der vertiefenden Schießausbildung (Trupp-Gefechtsschießen, Absetz-Reaktionsdrill) noch ein so genanntes Fremdwaffenschießen mit der AK-47 (Kalaschnikow) in Felixdorf, für welches das Amt für Rüstung und Wehrtechnik verantwortlich zeichnet und Schießausbildner des Jagdkommandos (JaKdo). Bei der AK-47 handelt es sich um das Sturmgewehr der malischen Armee. Darüber hinaus erfolgt auch noch das Schießen mit einer Vorderschaft Repetierflinte, einer so genannten „Pump-Gun“.

Und da der Einsatz auf einem fremden Kontinent stattfindet, spielt natürlich auch die Gesundheit eine große Rolle. Ein Arzt, zumeist vom JaKdo, klärt hier über die speziellen medizinischen Risiken, die vor allem aus der Tierwelt (Schlangen, Skorpione, etc.) kommen, auf. Erst wenn all diese Hürden absolviert wurden, geht es am 11. August mit einer Zwischenstation in Köln und voraussichtlich Paris nach Bamako. Üblicherweise beträgt die Einsatzdauer sechs Monate mit der Möglichkeit zur Verlängerung.

Ausbildungsleiter Mjr Lukas Huber merkt dazu an, dass die bereits geimpften neun Rotanten während der Ausbildung fast keine COVID Einschränkungen treffen. Vor der Entsendung findet dennoch eine Kasernierung in der Dauer von 10 Tagen sowie ein PCR Test statt, um die höchstmöglichen Sicherheitsvorkehrungen treffen zu können.

Dazu gehört auch die generelle Sicherheit des gesamten Teams. Aufgrund der bürgerkriegsähnlichen Zustände in Mali ist das Verlassen des Camps nur mit einer sogenannten Force Protection möglich. Diese wird zumeist von Soldaten aus Spanien oder Tschechien gestellt. Da durch laufende Konflikte eine reale Bedrohung besteht, werden die österreichischen Soldaten ebenso in Notwehr/Nothilfe ausgebildet, um sich selbst im Anlassfall verteidigen zu können. Ebenso findet auch die Sere A-Ausbildung statt. Hierbei lernt man zu überleben und sich einsatzraumspezifisch bei einer Abschottung am Leben zu halten, bis es zu einer Evakuierung kommt.

Beweggründe für einen Auslandseinsatz in einem Land mit einer relativ hohen Bedrohungsstufe sind die Unterstützung der malischen Armee in der Ausbildung und auch das Kennenlernen eines anderen Kontinents. Neben den Trainingsteams und den administrativen Positionen gehen heuer auch mehrere Sonderfunktionen beispielsweise in den Bereichen Zollabwicklung und Administration in den Einsatz, da ab Dezember mit Bgdr Mag. Christian Riener wieder ein Österreicher Force Commander dieser Mission ist.

Lt Sarah König
Ref Massenmedien
Auslandseinsatzbasis

Fotos: ÖBH

Quellen:
https://www.bundesheer.at/ausle/mali/index.shtml
https://www.bundesheer.at/ausle/mali/pdf/info_minusma.pdf

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